Was Sie über Schneelast wissen sollten!
Mit der kalten Jahreszeit kommt auch der Schnee. Was vor allem bei Kindern Begeisterung hervorruft, lässt den Hausbesitzer ins Schwitzen geraten. Denn Gehwege, Einfahrten und auch Dächer müssen von der Last des Schnees befreit werden. Gerade Überdachungen von Terrassen, Carports und Häusern ächzen unter dem Gewicht der kristallenen Pracht. In unserem Ratgeber informieren wir Sie darüber, was Schneelast bedeutet und wie viel Schnee Ihre Dachkonstruktion aushält. Dabei gehen wir auf die verschiedenen Schneelastzonen Deutschlands ein und erläutern Ihnen, wie Sie das Gewicht des Schnees richtig berechnen.
Wie entsteht Schnee?
Damit sich Schnee bilden kann, müssen mehrere Faktoren aufeinandertreffen: Eine Grundvoraussetzung ist eine Temperatur von unter -12 °C, bei der feinste Wassertropfen in den Wolken gefrieren. Damit daraus Schneeflocken entstehen, müssen sich die Tropfen an Kristallisationskeime, beispielsweise Staub, anlagern. Die resultierenden Eiskristalle sind zu Beginn kleiner als 0,1 mm. Erst durch ihre zunehmende Masse fallen sie nach unten und entwickeln – durch den Unterschied des Dampfdrucks zwischen Eis und unterkühltem Wasser – ihre charakteristisch sechseckige Form.
Doch nicht jeder Schneekristall gleicht dem Anderen. Je nach Temperatur bilden sich unterschiedliche Strukturen heraus, die jedoch alle über sechs Ecken und einen Winkel von 60° oder 120° verfügen. Bei besonders niedrigen Temperaturen entstehen Plättchen und Prismen, während bei höheren Gradzahlen sechsarmige Dendriten – Eis- und Schneesterne – geformt werden. Bauschiger Schnee, im Sinne von sehr großen Flocken, bildet sich hingegen nur bei einer Lufttemperatur um den Gefrierpunkt, bei dem einzelne Eiskristalle mit kleinen Wassertropfen verkleben.
Federleicht in der Luft – schwer auf Dächern und Böden
Auf den ersten Blick ist es kaum vorstellbar, dass die weißen Flocken, die im kalten Wind spielend ihren Reigen aufführen, ab einer bestimmten Menge zu einer schweren Last werden. Eine einzelne Schneeflocke wiegt gerade einmal 4 mg und ist im Durchschnitt 5 mm groß. Praktisch ein Leichtgewicht. Doch in großen Mengen und je nach Feuchtigkeitsgehalt wird die weiße Pracht zur Belastungsprobe für Häuser und Dächer jeder Art.
Um die Schneelast einigermaßen genau zu berechnen, ist die Zusammensetzung des Schnees auf Ihren Dächern von großer Bedeutung. Dazu müssen Sie in erster Linie wissen, wie hoch der Feuchtigkeitsgehalt und die Dichte sind.
Die Schneearten im Überblick
Nach der Dichte | Nach dem Feuchtigkeitsgehalt | ||
---|---|---|---|
Schneeart |
Gewicht |
Schneeart |
Eigenschaft |
lockerer, trockener Pulverschnee |
30–50 kg/m³ |
Pulverschnee |
trocken, verklebt nicht |
gebundener Neuschnee |
50–100 kg/m³ |
Feuchtschnee / Pappschnee |
verklebt, ohne Wasser zu hinterlassen |
stark gebundener Neuschnee |
100–200 kg/m³ |
Nassschnee |
klebend, schwer und sehr nass |
trockener Altschnee |
200–400 kg/m³ |
Schneematsch |
Mix aus Wasser und Schneebrocken |
feuchtnasser Altschnee |
300–500 kg/m³ |
||
Schneeeis (trüb) |
500–800 kg/m³ |
||
Wassereis (klar) |
800–900 kg/m³ |
Die Schneelast und ihre Definition
Türmt sich der Schnee auf Häusern und Dächern, wird diese Last als Schneelast () bezeichnet. Damit ist das Gewicht gemeint, mit dem das kristalline Weiß auf eine gewisse Fläche einwirkt. Gemessen wird die Schneelast in Newton pro Quadratmeter, folglich dem Druck, der auf das Bauwerk einwirkt.
Zur Berechnung der Last ist nicht allein die Höhe der Schneeschicht entscheidend, sondern auch deren Feuchtigkeitsgehalt und Dichte. Darüber hinaus besteht die Schneedecke auf Dächern und Häusern in den seltensten Fällen aus einer Schneeart. Vielmehr bilden sich im Laufe der Zeit mehrere Schichten, die sich in ihrem Gewicht deutlich voneinander unterscheiden. Wie Sie die individuelle Schneelast auf Ihren Dächern berechnen, werden wir an späterer Stelle genau erläutern.
Schneelastzonen und ihre Bedeutung
Jedes Land wird in verschiedene Schneelastzonen unterteilt, wobei die regionalen Gegebenheiten beachtet werden. Diese Zonen dienen dazu, die maximal zulässige Schneelast, die auf ein Gebäude einwirken darf, zu definieren. Die Gültigkeit dieser allgemeinen Definition ist nur bis zu einer bestimmten Höhe über dem Meeresspiegel zu garantieren. Liegt ein Gebäude über der maximalen Höhe einer Zone, steigt die Schneelast exponentiell an, sodass massive Trägerkonstruktionen benötigt werden, um der Last standzuhalten.
In Deutschland existieren insgesamt fünf Schneelastzonen:
Schneelastzone | Beispielregion | Schneelast | Max. Höhe über dem Meeresspiegel |
---|---|---|---|
1 |
Mittelrheintal |
0,65 kN/m² |
400 m |
1a |
Augsburg |
0,81 kN/m² |
400 m |
2 |
Norddeutsche Tiefebene |
0,85 kN/m² |
285 m |
2a |
Hochschwarzwald |
1,06 kN/m² |
285 m |
3 |
Alpen |
1,10 kN/m² |
285 m |
Die Berechnung der Schneelast je nach Höhenlage
Natürlich sind selbst in den jeweiligen Zonen die Höhenlagen nicht immer gleich und übersteigen zum Teil die angegebenen Maximalwerte. Um die Schneelast () genauer zu berechnen, wird für den jeweiligen Standort die Geländehöhe (A) in Abhängigkeit zu der Schneelast der Zone gesetzt. Daraus ergeben sich die folgenden fünf Formeln für den Druck auf den Boden bzw. auf ein Flachdach:
- Zone 1: Sk=0,19+0,91 ((A+140)/760)2
- Zone 1a: Sk-Wert aus Zone 1 wird mit dem Faktor 1,25 multipliziert
- Zone 2: Sk=0,25+1,91 ((A+140)/760)2
- Zone 2a: Sk-Wert aus Zone 2 wird mit dem Faktor 1,25 multipliziert
- Zone 3: Sk=0,31+2,91 ((A+140)/760)2
Mit diesen Formeln ermitteln Sie noch nicht die tatsächliche Last, die bei Schneefall auftreten kann, sondern die Schneelast, die im Durchschnitt auf Ihr Gebäude in der jeweiligen Höhenlage der Zone zu erwarten ist. Die daraus resultierenden Werte helfen Ihnen vor allem bei der Planung eines Hauses, eines Carports oder einer Terrassenüberdachung.
Besonders wichtig ist jedoch, dass Sie im Winter und bei starkem Schneefall selbst bestimmen können, wie hoch die tatsächliche Schneelast auf Ihren Dächern und Überdachungen ist. Denn nur so sind Sie in der Lage, den richtigen Zeitpunkt zur Räumung des Schnees zu ermitteln.
Glücklicherweise existiert auch dafür eine Formel, die sich etwas leichter erschließen lässt als die Vorhergehenden. Im ersten Schritt müssen Sie sich zur Berechnung der Schneelast eines Gartenhauses, Carports oder Terrassendachs einen Überblick über den Schichtaufbau machen. Denn wie wir eingangs gelernt haben, ist Schnee nicht gleich Schnee.
Dazu graben Sie ein Stück des Daches aus, bis Sie auf den Untergrund stoßen, und bestimmen im Anschluss wie dick die einzelnen Schichten ungefähr sind. Achten Sie dabei vor allem auf die Zusammensetzung der Schneedecke, beispielsweise Schicht 1 (Schneeeis), Schicht 2 (trockener Altschnee) und Schicht 3 (Pulverschnee). Denn die Schneeart ist aufgrund ihrer Dichte wichtig für die Berechnung.
Die Auflast bzw. Schneelast ermitteln Sie, indem Sie die Dichte der jeweiligen Schneeart mit der Schichtstärke multiplizieren und zu guter Letzt sämtliche Ergebnisse der einzelnen Schichten miteinander summieren.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung:
Auf dem Dach Ihres Carports befindet sich eine Schneedecke, die sich wie folgt zusammensetzt:
Schneeeis: 5 cm |
trockener Altschnee: 50 cm |
Pulverschnee: 30 cm |
Formel: Sk=mittlere Dichte (kg⁄m³)x Schichtstärke (m)
Die Dichte der Schneeart entnehmen Sie aus der obigen Tabelle (Die Schneearten im Überblick). Für unser Fallbeispiel ergibt sich somit folgende Berechnung:
Schneeart | Mittlere Dichte (kg/m³) | Schichtstärke (m) | Sk (kg/m²) |
---|---|---|---|
Pulverschnee |
100 |
0,30 |
30 |
trockener Altschnee |
300 |
0,50 |
150 |
Schneeeis |
800 |
0,05 |
40 |
Schneelast in Summe |
|
220 |
Die schräge Dachform als Sonderfall
Bisher haben wir lediglich die Schneelast auf Flachdächern betrachtet. Daher möchten wir an dieser Stelle auf die Sonderform des Schrägdaches kurz eingehen. Prinzipiell haben diese den Vorteil, dass die Schneelast durch die Neigung des Daches geringer ausfällt. Ab einer bestimmten Menge an Schnee rutscht dieser nach unten. Das kann aber durchaus Risiken bergen, wenn vereiste Partien oder Eiszapfen mit abbrechen.
Zur Ermittlung der Last auf einem Schrägdach existiert ebenfalls eine Formel, die mithilfe des Formbeiwerts (µi) ermittelt wird. Dabei werden sämtliche Dächer, die eine geringere Neigung als 30° besitzen, als Flachdach definiert und erhalten den Formbeiwert µi = 0,8. Bei einem Winkel von über 60° wird der Wert auf null gesetzt, weil diese Dachformen kaum Schnee anlagern. Zwischen 30° und 60° wird zur Berechnung des Formbeiwertes folgende Formel angesetzt:
Das Alpha (steht hierbei für die Neigung des Daches. Ist der Formbeiwert ermittelt, multiplizieren Sie diesen mit der charakteristischen Schneelast der Region und Sie erhalten die tatsächlich anzusetzende Schneelast () für Ihr Bauwerk mit Schrägdach.
Der Winter ist da, der erste Schnee fällt. Wann muss geräumt werden?
Der Winter wird nicht selten als ungemütliche Jahreszeit beschrieben. Durch Schnee, Stürme und Kälte sind die eigenen vier Wände, das Gartenhaus, die Terrasse oder auch das Carport strengen Witterungsverhältnissen ausgesetzt. Wer nicht schon frühzeitig das Gartenhaus winterfest gemacht hat oder ein besinnliches Wintergrillen auf der überdachten Terrasse plant, muss die Schneedecke auf den Dächern gut im Auge behalten. Denn ist die maximale Schneelast des Daches überschritten, droht Einsturzgefahr.
Doch wann ist diese Grenze erreicht? Am einfachsten ermitteln Sie den richtigen Zeitpunkt, indem Sie mithilfe unserer vorgestellten Formeln die Schneelast berechnen. Ist der Wert nahe an der Belastungsgrenze oder hat diese bereits überschritten, sollten Sie schnell handeln und die Dächer von Terrassenüberdachungen, Carports oder Gartenhäusern von ihrer Last befreien. Zusätzlich sollten Sie sich täglich über die Wetterlage in Ihrer Region informieren. Denn selbst, wenn bisher nur eine leichte Schneeschicht Ihre Dächer bedeckt, kann sich das bei starkem Schneefall innerhalb kürzester Zeit ändern. Seien Sie daher stets darauf vorbereitet, im Notfall schnell zu handeln oder informieren Sie sich vorab über Unternehmen in Ihrer Nähe, die die Schneeräumung professionell ausführen.
Nachträgliche Verstärkungen von Dächern
Mit dem Klimawandel haben immer mehr Regionen mit schnell wechselnden Witterungsverhältnissen zu kämpfen. Dies kann sich beispielsweise in bestimmten Gebieten auch in Form von starken Schneefällen über einen kurzen Zeitraum äußern. Die Schneelast der Dächer, die früher vollkommen ausgereicht hat, kann bisweilen als zu gering ausfallen. Doch wie lässt sich ein Dach im Nachhinein verstärken?
Prinzipiell gilt – vor allem bei der Neuplanung von Bauprojekten –, in Regionen mit einer hohen Schneelast von Flachdächern abzusehen. Neben der hohen Last, die Überdachungen von Terrassen, Carports und Gartenhäusern meistern müssen, ist eine regelmäßige Schneeräumung bei solchen Konstruktionen vorprogrammiert. Daher geht unsere Empfehlung zum Schrägdach. Doch auch die Wahl der Dachschindeln sollte gut bedacht werden.
Dachpfannen eigenen sich zum Beispiel weniger als Dacheindeckung eines Gartenhauses. Sie besitzen ein recht hohes Eigengewicht, wodurch die Last auf die tragende Konstruktion erhöht wird. Wer sein Dach zusätzlich stützen möchte, erreicht dies beispielsweise durch den Einbau ergänzender Dachbalken, die zur Sparrenverstärkung eingesetzt werden. Allerdings müssen Sie stets die gesamte Statik im Blick behalten. Denn ein solides Dach kann nicht auf brüchigen Stützpfeilern stehen.
Funfact zum Thema Schnee
Eine Schneedecke auf dem Dach ärgert Sie und Ihre Gedanken kreisen nur um die bevorstehende Räumung? Das ist verständlich, aber eigentlich ist Schnee auf dem Dach ein Grund zur Freude! Das klingt im ersten Moment verwirrend, hat aber seinen Grund: Denn eine dicke Schneeschicht weist darauf hin, dass die Gartenhausisolierung bzw. die Wärmedämmung des Hauses gut funktioniert. Die im Haus produzierte Wärme bleibt im Inneren, während der Außenbereich, darunter ist die Dacheindeckung zu verstehen, keine Lücken vorweist und folglich kalt ist. Ganz im Gegenteil müssen Sie Dächer mit partiell abgeschmolzenem Schnee als Warnhinweis für eine Defekte Dämmung verstehen. In solchen Fällen sind Wärmebrücken entstanden, aus denen die warme Luft aus den Wohnräumen ungewollt entweicht und einen starken Anstieg der Heizkosten verursacht.
Die Schneelast – ein Resümee
Schnee ist weiß und kristallin. Bei der Betrachtung der einzelnen Flocken wird die Perfektion der Natur deutlich. Allerdings kann die weiße Pracht auch schnell zur Last werden. Vor allem Überdachungen wie beispielsweise von Carports oder Terrassen ächzen unter dem Gewicht der prallen Schneedecke. Gartenhäuser und Co. sind aus statischer Sicht stabiler. Doch auch diese besitzen einen gewissen Grenzwert, bei der die Dachkonstruktion an ihr Limit gelangt.
Mit unseren zahlreichen Formeln und Tipps zur Schneelast haben Sie die beste Grundlage erhalten, um schnell ins winterliche Geschehen einzugreifen oder die aktuelle Lage gezielt zu beurteilen. Doch bedenken Sie, eine Schneeräumung auf Dächern ist keine leichte Aufgabe. Sollten Sie sich selbst nicht in der Lage fühlen, die Schneedecke zu beseitigen, kontaktieren Sie ein professionelles Unternehmen, das die Arbeit übernimmt. Denn abrutschende Schneemassen sind in keinem Fall zu unterschätzen.
Weiterführende Beiträge zur Schneelast & der kalten Jahreszeit
- Schneelast - Glossar
- Gartenhaus heizen: kuschelige Wärme im Winter
- Winterfestes Gartenhaus zum Wohnen - was muss ich berücksichtigen?
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